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Ausflug in das schlesische Eulengebirge und nach Jelenia Gora

Im Mai 2009 habe ich mir, trotz Stirnrunzeln von Freunden, einen Kurzurlaub von der Familie gegönnt und bin allein nach Jelenia Gora (Niederschlesien in Polen) am Fusse des Riesengebirges gefahren.
Schließlich wollte ich mir mal ansehen, wem ich meine Vampire in meinem Buch "Euleborn" zumute.
Also begab ich mich am 21. Mai 2009 sozusagen auf eine Studienreise, die ich mit einer Stadtbesichtigung in Jelenia Gora am Markt begann. Der Marktplatz ist umgeben von den Hirschberger Ringhäusern mit dem einzigen so vollständig erhaltenen Laubenkomplex in Schlesien.

Die Häuser, errichtet im 17. und 18. Jahrhundert, gehörten den reichen Kaufleuten und Handwerkern Hirschbergs, die in den Paterreräumen ihre Werkstätten und Geschäfte betrieben und in den oberen Etagen wohnten.

In der Mitte des Platzes steht das Rathaus, verbunden durch einen Schwibbogen mit den Siebenhäusern. (Sieben schmale Patrizierhäuser, die nach und nach von der Stadt gekauft wurden, um Platz für die Verwaltung zu schaffen.)

Vom Balkon auf der Südseite des Rathauses wurde am 13. März 1763 der Frieden verkündet, der am 15. Februar 1763 zwischen Maria Theresia, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen, und Friedrich II, König von Preußen, geschlossen wurde und die drei Schlesischen Kriege (1740 - 1763) beendete.

Erasmus und Pankratius, den Schutzheiligen der Stadt. Sie ist die älteste Kirche, eventuell von 1108, doch das ist bislang nicht eindeutig belegt.
Weiter ging es in Richtung Schildauer Tor und der St. Anna Kapelle bis zur Gnadenkirche (Kirche zur Erhöhung des Kreuzes Christi). Sie ist die größte Kirche und bietet Platz für nahezu 10.000 Gläubige (laut meinem Reiseführer). Sie wurde 1709 - 1718 durch Hirschberger Protestanten errichtet. In der als Altranstädter Konvention von 1707 (Westfälischer Friede) bekannten Vereinbarung zwischen Karl XII. von Schweden und Kaiser Joseph I. von Österreich wurde es den Schlesiern gestattet, sechs sogenannte evangelische Gnadenkirchen zu bauen.
Eine Relief an der Außenmauer erinnert an ein tragisches Ereignis:
Am 1. August 1745 wurde Pfarrer Gottlob Adolph während der Sonntagspredigt in der Kirche von einem Blitz getroffen.
Eine gepflegete Parkanlage umgibt das Gotteshaus. Sie ist der ehemalige evangelische Friedhof, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen wurde.
Als der preußische König Friedrich II. 1759 diese Grabmäler sah, glaubte er, es seien Schlösser. Man klärte ihn über die Bedeutung auf, was ihn ernsthaft erboste. Er verbot daraufhin, so prunkvolle Grabkapellen zu bauen.
Die Reste der Begräbnisstätten der reichen Hirschberger Familien sind heute in einen traurigen Zustand, die Särge verschwunden, die barocken Verzierungen teilweise zerstört und beschmiert.
Mich haben die steinernen Reliefs und Figuren ziemlich irritiert. Sie zeigen Totenköpfe, Gerippe und andere schauerliche Gestalten, die ich auf einem Friedhof nicht erwartet hätte. (Passt aber sehr gut in meine Vampirgeschichte!)

Auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit besuchte ich nach einem Imbiss an einem polnischen Dönerladen das Riesengebirgsmuseum. Die Ausstellung zeigt vor allem Glaskunst vergangener Jahrhunderte, mich interessierte jedoch mehr das guterhaltene Bauernhaus. Der Weber am Webstuhl, Muttel am Spinnrad und die Tochter beim Buttern in der kleinen Kate spiegeln die Lebensverhältnisse der Vergangenheit gut wider.

Freitag morgen machte ich mich dann auf den Weg ins Eulengebirge. Ich suchte das kleine Dorf meiner Fantasie, in dem Sophie vor ihrer schicksalhaften Begegnung mit der Vampirgräfin Annabella und dem Jung-Vampir Frederik zu Hause war. Erstaunlicherweise fand ich viele Stellen, die meiner Beschreibung durchaus entsprechen können. Nur die alte Burg Euleborn fand ich nicht, das hätte mich aber auch ziemlich überrascht.
Auch Spuren von Vampiren konnte ich in der sanften Berglandschaft des Eulengebirges nicht finden, dafür stieß ich auf Hinterlassenschaften anderer "Ungeheuer". In Walim (Wüstewaltersdorf) überraschte mich in Wegweiser: "Wolfsschanze - 3 km". Nun, den Führerbunker wollte ich nicht besuchen. Ebensowenig des "Projekt Riese", ebenfalls in Walim (heute Besucherbergwerk). Darüber ist mir wenig bekannt, da muss ich erst mal ein bißchen recherchieren.
Ich fuhr ein wenig durch die Dörfer, erfreute mich an den Ausblicken auf Berge, grüne Wiesen und Täler. Ein paar Kilometer wanderte ich auch durch die Berge, bevor ein Unwetter mit Starkregen, Hagel, Blitz und Donner aufzog.
Wenn auch das Eulengebirge unseren touristischen Ansprüchen vielleicht noch nicht ganz genügt, lohnt die Landschaft aber auf jeden Fall einen Besuch.

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